Samstag, 24. Mai 2014

Rettet die Parteien!

Rettet die Parteien!

(Eine Antwort auf Ken Jebsens Aufruf zum Nichtwählen)

Ich könnte es mir auch einfacher machen. Etwa, in dem ich zur Rettung des Schlammpeitzger aufrufen würde. Der Hinweis, dass dieser karpfenartige Fisch unter den Top 10 der vom Aussterben bedrohten Tierarten in Österreich zu finden ist und dass dieser unter andrem in Tirol heimisch ist, würde mir einiges an Zustimmung bringen.

Vielleicht könnte ich für meine Initiative sogar mit Spenden rechen.
Aber Parteien?
Davon gibt es doch ohnehin schon genug, und von denen die es gibt, haben wir auch genug, restlos.
Das Verzeichnis der politischen Parteien in Österreich weist, Stand 21.2.2014, geschlagene 984 politische Parteien aus, eine Zahl die eine hinreichende Parteienvielfalt gewährleisten würde.

Gut, von dieser Liste wird man die verschiedenen Landes- und Regionalorgansiationen bestehender Parteien sowie Juxparteien, die ohne ernsthafte politische Motivation gegründet wurden, herausrechnen müssen. Aber über den Daumen gepeilt bleiben sicher 150 bis 200 Parteien über, die gegründet wurden um sich auf Bundesebene, oder zumindest auf Landesebene, für ein politisches Mandat zu bewerben.

Bei Landes- oder Bundeswahlen treten aber vielleicht 10 bis 15 Parteien an, also knapp 10 Prozent. Jemals ins Parlament geschafft haben es bislang, in den letzten bald 70 Jahren, insgesamt 8 Parteien und bei lediglich der Hälfte davon kann man gesichert davon ausgehen, dass sie auch künftig im Parlament vertreten sein werden.

In den letzten 59 Jahren hat es lediglich eine einzige Partei, die Grünen, geschafft, sich eine gesicherte Existenz in der Parteienlandschaft aufzubauen.
Ansonsten gab es verhältnismäßig kurze Aufblitzer, wie etwa beim Liberalen Forum. Auch beim gerade ins Parlament eingezogene Team Stronach ist das Ende bereits absehbar, und ob es die Neos auf Dauer schaffen werden steht noch in den Sternen.

Am Ende einer Parteigründung steht bei einer überwältigenden Mehrheit der politische Tod, das Vergessen.

Die Zahlen sind dramatisch, nur interessiert es halt niemanden. Es interessiert niemand, dass bei den meisten neu gegründeten Parteien Idealisten am Werk sind, die Freizeit und private Mittel in ein Projekt stecken, das das Zusammenleben aller verbessern soll.
All dem steht jedoch ein gnadenloser Ausleseprozess gegenüber, der diesem Engagement und allen damit verbundenen Ideen den Gar aus macht.

Gesetze, die das Aufkommen neuer Bewegungen mit bürokratischen Schikanen behindern, Medien, die sie solange ignorieren bis sie einen Fehler entdecken oder gegebenenfalls notwendigen Aktionismus als Beweis für das "nicht Ernst zu nehmen" heranziehen.

WählerInnen, die einen von vorne herein auf die Schubladen "Es sind eh alles die Gleichen" oder "links-linke Chaoten" verteilen und am allerschlimmsten Bürgerinitiativen und -bewegungen, die zwar genau das Gleiche fordern, aber sich bitte, bitte nicht politisch vereinnahmen lassen wollen.
Gemeinsam stimmen sie alle im Chor das Klagelied "Es ändert sich ja doch nichts" an und setzen munter Ihr Werk fort, damit sich nichts ändert.

Und das funktioniert bestens und anscheinend zu aller wohligen Unzufriedenheit.

Liebe BürgerInnen, damit sich etwas ändert, müsstet Ihr auch was anders machen -
Etwas anders machen und nicht nichts machen. Nicht wählen ist nichts machen. Es nützt nichts auf der Straße Forderungen, und seien sie noch so berechtigt, zu skandieren. Zu leise werden sie nicht gehört, zu laut werden sie bekämpft. Im ersten Fall passiert nichts, im zweiten stehen die Wasserwerfer bereit. Rudi Dutschke war zu laut, er wurde erschossen und die RAF ward geboren, auch der Arabische Frühling und der Majdan waren zu laut. Mag sein, dass die jetzt Mächtigen am Ende zu den Verlierern gehören, ohne politische Unterstützung gehört die Stimme der Straße sicher nicht zu den Gewinnern.

Ihr müsstet Euch bei jeder Wahl neu entscheiden. Ihr müsstet Euch klar machen, dass es die neuen, die noch nicht kalkulierbaren Parteien sind, die die größte Unruhe bei den etablierten Parteien erzeugen. Diese Instabilität ist es, die Änderungen möglich macht. Ihr müsst akzeptieren, dass Parteien lernen, sie lernen das Verhalten von den Wahlsiegern, das ist es, was Erfolg bringt. Über die Jahre passen sich daher Parteien dem System an, bis dahin ändern sie etwas. Aber wo ist das Problem, es entstehen neue Parteien. Lasst sie die alten ablösen.

Und vor allem, liebe Bürgerinitiativen. Wenn ihr glaubt, dass ihr nichts erreichen könnt wenn ihr mit einer neuen Partei in Verbindung gebracht werdet, dann hab ihr euch mit den etablierten Parteien bereits arrangiert. Ob Ihr euch an die Regierungsparteien gleich anbiedert oder deren Wählern das Feld überlasst, mach keinen Unterschied. Ihr lebt bereits den faulen Kompromiss.

Also:

Rettet die Parteien.

Autor: Wolfgang S.

Dienstag, 13. Mai 2014

Wir sind die Deppen - über Produktionsverlagerung von Tirol nach Serbien

Heute hat mir jemand von den geplanten Kündigungen bei der Firma Swarovksi berichtet - angeblich müßten bis Ende des Jahres bis zu 800 Mitarbeiter gehen, die Produktionshalle in Wattens würden geschliffen, das darunter liegende verseuchte Erdreich würde aufgearbeitet und dann würde der Konzern künftig in Serbien produzieren. Dank EU-Fördermitteln für strukturschwache Regionen kann der Konzern künftig seine Produktion kostengünstig ins Ausland verlagern.
Das hat mich natürlich beschäftigt und ich hab mich mal an die Recherche gemacht..

Wir zahlen Steuergelder an die EU, die ihrerseits wieder Fördermittel an EU-Länder und Beitrittskandidatenländer vergibt. Ich dachte Sinn der Sache ist es, daß sich dort in diesen strukturschwachen Regionen die dort einheimischen Unternehmen aufbauen können, nicht daß etablierte Konzerne aus Österreich in diese Regionen abwandern und bei uns Hunderte und Tausende arbeitsloser Menschen hinterlassen, die wir dann wiederum aus Steuergeldern finanzieren und in den Arbeitsmarkt integrieren müssen.

Meine Recherche zum Thema hat übrigens einige interessante Fakten zutage gebracht.

TT, 20.03.2012 - Swarovski baut Werk in Serbien
Durch das globale Produktionsnetzwerk werde man mehr Stabilität zusammenbringen. In der Zeit in der man in Subotica 15 Millionen investiere, werde man in der gleichen Zeit mehr als 100 Millionen investieren um den Standort Watten zu modernisieren.
http://tirol.orf.at/news/stories/2525730/

 Ich vermute die tolle Investition von angeblich 100 Millionen hat Swarovski offenbar in die Erweiterung seiner Kristallwelten gesteckt, allerdings nur 34,5 Millionen:
Die Swarovski Kristallwelten, eine der erfolgreichsten Sehenswürdigkeiten Österreichs,
werden ab Oktober mit einer Gesamtinvestitionssumme von 34 MillionenEuro deutlich erweitert.
Pressemitteilung Swarovski 04.10.2013












Der Swarowski Betriebsrat in der Betriebsratszeitung Anfang 2012:


































https://www.yumpu.com/de/document/view/10067894/swarovski-nun-auch-in-serbien-swarovski-betriebsrate-tirol

Mit finanzieller Unterstützung arbeitet die Firma Swarovski einen "Sozialplan" für gekündigte Mitarbeiter aus, 11.06.2013:
Die Firma, der Betriebsrat, die Arbeiterkammer und das Land Tirol haben den Sozialplan ausverhandelt. Für jeden gekündigten Mitarbeiter würden im Rahmen einer eigenen Arbeitsstiftung bis zu 11.000 Euro für die Aus- und Weiterbildung zur Verfügung stehen. 9.500 Euro pro Betroffenem zahle Swarovski, 1.000 Euro das Land, 500 Euro der Betriebsrat, erklärt AK-Präsident Erwin Zangerl. Er sagt: „Swarovski hat die Verantwortung für die gekündigten Mitarbeiter wahrgenommen.“

Der Standard, Jänner 2014:
Der Tiroler Glaskristallhersteller Swarovski mit Stammsitz in Wattens lagert einen Teil seiner Produktion nach Serbien aus. Die im ORF Tirol genannte Zahl von 200 Arbeitsplätzen - die über natürliche Fluktuation "abgefedert" werden sollen - wird vom Unternehmen nicht bestägt. Das Werk in Serbien werde in nächster Zeit in Betrieb genommen, hieß es. 
http://derstandard.at/1389857849615/Swarovski-verlagert-Teil-der-Produktion-ins-Ausland

Laut Neuigkeiten von subotica.com vom 14.01.2014 soll Swarowski angeblich innerhalb der ersten 3 Jahre 595 Arbeiter im neuen Werk beschäftigen. Bürgermeister Vucinic meinte am 07.03.2014, daß das Swarovskiwerk in Subotica eines der größten Zentren und Werke des Konzerns in Europa darstelle.
Subotica selbst wirbt als Freihandelszone mit der niedrigen Mehrwerts-und Körperschaftsteuer. Das heißt konkret:
Unternehmen, die mehr als 800 Mio. RSD (ca. 7 Mio. EUR) in Anlagevermögen investieren und 200 neue Arbeitnehmer unbefristet anstellen, sind zehn Jahre steuerbefreit. Gewerbliche Investitionen sind für fünf Jahre steuerbefreit, ebenso Investitionen in unterentwickelte Regionen. Verluste können über fünf Jahre vorgetragen werden.
https://www.ksv.at/sites/default/files/assets/documents/927leitfadenserbien.pdf (S.13)

Und als EU-Beitrittskandidat kann Serbien auch schon Ansuchen für EU-Fördermittel über das IPA-Programm beantragen, z.B. Fördergelder für strukturschwache Regionen.
Suboticainvest schreibt: 
Ausländische Firmen haben im Zuge von Privatisierungen und Greenfield Investitionen den industriellen Entwicklungsprozess Suboticas in den letzten jahren maßgeblich beschleunigt und geprägt.  
In den letzten fünf Jahren haben folgende große ausländische Unternehmen eine produzierende Geschäftstätigkeit in Subotica aufgenommen:


  • ATB (A),
  • Loher by Siemens Group (D)
  • AEG (I).
Oha, das macht offenbar nicht nur Swarovski, sondern auch andere mitteleuropäische Traditionsunternehmen...und mich wundert nun auch nicht mehr, warum sich grade die FPÖ für die EU-Aufnahme Serbiens starkmacht. Das scheint ja das angehende Wirtschaftswunderland für österreichische Betriebe zu sein...

Und mit all diesen Infos mag man nun Puzzle-Spielen...das zusammengesetzte Puzzle ist freilich ein Trauerspiel für Tirol und Österreich.

Autorin: Irene L.


Samstag, 10. Mai 2014

Statt Sport - Innsbruck

Wer weiß eigentlich, dass Innsbruck eine Sportstadt ist?

Wahrscheinlich die meisten InnsbruckerInnen.
Interessant ist aber auch die Frage, wer weiß das nicht.

Da wäre einmal Google, das bei der Suche nach Sportstadt als ersten Treffer Kindberg auswirft. Innsbruck taucht irgendwo auf Seite 4 mit einem Link zur Stadt Innsbruck auf, wo man informiert wird, wie Sportvereine um Subvention ansuchen können.

Facebook weiß noch weniger von der Sportstadt Innsbruck. Die Suche nach Sportstadt liefert gefühlt die ganze Welt außer Innsbruck. Nur die direkte Suche nach "Sportstadt Innsbruck" bringt einen Treffer: Die Seite der Mountainbike Initiative Tirol mit dem Titel 'Beförderungsverbot von "DH Fahrrädern" in DER Sportstadt Innsbruck'.
Auch die hierorts ansässigen Profivereine sind kaum geeignet den längst verblassten Glanz zweier Winterolympiaden und den nie vorhandenen Glanz der YOG aufzupolieren.

Das Tauziehen um den Patscherkofel, dessen Rückkauf ohne Plan was man eigentlich damit anfangen will passen da hervorragend in das Gesamtbild.

Das einzige was den hohlen Slogan von der "Sportstadt Innsbruck bewahrt zu einer ähnlichen Lachnummer zu verkommen wie der von der Weltstadt ist, dass wir uns im Laufe der Jahre einfach daran gewöhnt haben.

Eine gestaltende Stadtführung hätte schon längst darauf kommen müssen, dass ein Imagewechsel Not tut. Man könnte zum Beispiel, angesichts von doch einigen höchst innovativer Unternehmen und einer Uni, die zumindest im Bereich der Quantenphysik Weltspitze ist, versuchen sich den Ruf der Innovationsstadt zu erarbeiten. Das Potential wäre da, der politische Wille fehlt. Da gefällt sich der Gemeinderat doch eher darin den Ruf der Verbotsstadt zu zementieren und wird auch immer besser darin. 
War das Radfahrverbot in der Maria Theresienstraße noch ziemlich umstritten, ist das
Rauchverbot im Freien in der Nähe von Spielplätzen schon einstimmig beschlossen worden.

Autor: Wolfgang S.