Montag, 26. Dezember 2016

Der verschwundene Hund und das Orwell´sche Wahrheitsministerium

Vor wenigen Tagen hätte eine Twitter-Falschmeldung fast einen ernsten, militärischen Konflikt zwischen den Atommächten Israel und Pakistan verursacht:
"Das jüngste Beispiel von "Fake-News", also gefälschten Nachrichten, führt auf explosives Terrain: Weil Pakistans Verteidigungsminister Khawaja Asif sich von einem erfundenen Bericht angegriffen fühlt, droht er Israel indirekt mit der atomaren Auslöschung." 
(Zitat t-online)

Im Internet kursierende Fake-News sind derzeit das Aufregerthema schlechthin. Nun sorgten sie erstmals für einen weltpolitischen Zwischenfall. Das Problem sind allerdings nicht die Falschmeldungen an sich, sondern die mangelhafte Prüfung von Quellen und Fakten. Und das ist beileibe nicht neu...es ist ein Problem, das die Menschheit wohl schon lange begleitet.

Am 26. September 1983 ist die Welt, wie schon einige Male zuvor während des Kalten Krieges, knapp an einem Atomkrieg vorbeigeschrammt.
"Damals gab es in der Kommandozentrale der sowjetischen Satellitenüberwachung den Alarm, zahlreiche US-Atomraketen befänden sich im Anflug. Der leitende Offizier Stanislaw Petrow hatte die Nerven, seinem Radargerät zu vertrauen, das nichts davon bestätigte. Erst später wurde klar, dass es sich um eine seltene astrale Konstellation gehandelt hatte. Sonnenstrahlen erzeugten in den Satellitensensoren Spiegelungen, die wie Raketenstarts aussahen."

Falschmeldungen können tatsächlich Kriege verursachen.
pic: eco-communications.net
Während meines Studiums belegte ich eine Vorlesung von Professor Wulf Schievenhoevel. Unser Professor berichtete oft von seinen Forschungsexpeditionen nach Papua Neuguinea. Er erzählte, dass es dort unter den Ureinwohnern immer wieder zu Stammesfehden kam, die oftmals sehr blutig endeten. Einmal entsponn sich ein tagelanger Krieg, weil die Stammesmitglieder des einen Clans die Angehörigen des Nachbarclans beschuldigten, dass sie einen Hund gestohlen hätten. Nachdem der Kampf viele Opfer forderte und die Kampfhandlungen eingestellt waren, tauchte wenig später auch der gestohlen geglaubte Hund wieder auf. Er war wohl einfach nur für eine Weile im Dschungel verschwunden gewesen.

Diese Geschichte ermahnt mich angesichts der derzeitigen Diskussionen rund um Fake-News immer daran, dass man nur mit Besonnenheit zu einer Lösung gelangen kann.
Nachdem der us-amerikanische Wahlkampf stark von Internetfalschmeldungen, die in sozialen Netzwerken und von Journalisten multipliziert wurden, beeinflusst wurde, haben nun auch die europäische Politik und einige Social Media Konzerne reagiert.
Das deutsche Innenministerium fordert etwa eine eigene Abwehrzentrale gegen Fakenews. Und Facebook-Chef Mark Zuckerberg kündigte an, dass die Plattform Falschmeldungen künftig kennzeichnen und ihre Reichweite reduzieren wolle.

Was passiert da gerade?
In meinen Augen steuern wir geradewegs in die Beschränkung der Medien- und Meinungsfreiheit.
George Orwell zeichnete in seinem Roman "1984" düstere Prognosen. Inzwischen müssen wir befürchten, dass uns Zensur und Bespitzelung nicht mal mehr heimlich nur durch die Hintertüre, sondern sogar beim Vordereingang hereingeliefert wird.
Meldungen, die zensuriert und entfernt werden, sind ja letztlich nicht mehr für eine Überprüfung greifbar. Satire würde wahrscheinlich ebenfalls entfernt, was an Meinungsdiktatur á la Erdogan erinnert.

Kommt bald das Orwell´sche Wahrheitsministerium?
Und, was geschieht dann in unseren Köpfen? Heizt Zensur Verschwörungstheorien nicht erst recht an? Immerhin ist der Hund ja trotzdem bis auf weiteres verschwunden.

Autorin: Irene Labner

Sonntag, 18. Dezember 2016

Realität, Satire oder Falschnachricht? Über die Gefahr der Zensur.

Realität, Satire oder Falschnachricht?
Das ist heutzutage gar nicht mehr so einfach auseinander zu halten. Nach dem turbulenten Präsidentschaftswahlkampf in den USA ist in vielen Ländern eine heftige Debatte darüber ausgebrochen, wie man künftig mit Fake-News umgehen soll.

In einem ersten Schritt hat Facebook angekündigt, dass man Fake-News künftig melden könne, und die geteilten Informationen sollten dann als "falsch" gekennzeichnet und in ihrer Reichweite gedrosselt werden. Natürlich steht einem privaten Unernehmen dieser Schritt zu, doch was kommt als nächstes? Werden Internetprovider vielleicht in absehbarer Zeit Webseiten sperren, die von staatlichen Stellen oder Interessensgemeinschaften als Fake-News gebrandmarkt werden?

Das Problem von Zensur ist nebst einer Beschneidung der Informationsfreiheit ja jener, dass ich Inhalte, die nicht zugänglich sind, auch nicht mehr auf ihre Wahrheit oder Unwahrheit prüfen kann. Sie sind einfach weg.
Im wissenschaftlichen Diskurs wäre das undenkbar, denn durch Widerlegung von Gegentheorien lassen sich gängige Paradigmen überhaupt erst absichern und festigen.

Linktipps:
http://www.der-postillon.com/2016/12/erdogan-fake-news.html
https://netzpolitik.org/2016/facebook-ergreift-massnahmen-gegen-fake-news-in-den-usa/

Samstag, 3. Dezember 2016

Generalversammlung der Piraten Partei Tirol 2016


Heute fand die alljährliche Generalversammlung der Piraten Partei Tirol in Innsbruck statt. In lockerer Athmosphäre und bei gutem Essen in Franky´s Imbiss erörterten wir die aktuelle Situation der Piraten im regionalen, aber auch im internationalen Kontext.

Unser Koordinationsmitglied Wolfgang hielt fest, daß der kleine Kosmos der Piraten ein Abbild der großen Veränderungen der Demokratie im Allgemeinen ist. Tradierte staatliche Strukturen stoßen an ihre Grenzen, parallel dazu entwickeln sich immer mehr dezentrale, selbstorganisierte Strukturen. Es ist Aufgabe der Piraten sich mit diesen neuen Entwicklungen auseinander zu setzen um Strategien für eine Demokratie der Zukunft zu entwickeln. Dezentralisierung heißt, daß es nötig ist "Macht" zu hinterfragen und neue Wege gesellschaftlicher Organisation zu finden.

Die Piraten sind 2006 entstanden, als mächtige Medien- und Verlagshäuser alles daran setzten um Filesharing zu kriminalisieren und abzuschaffen.
Fakt ist: Filesharing gibt es noch immer. Dezentralisierte Strukturen lassen sich nicht mehr aus dieser Gesellschaft eliminieren - im Gegenteil: man begegnet Dezentralisierung immer öfter, so z.B. auch in der Blockchaintechnologie und bei Cryptowährungen.

Die Piraten Partei Tirol sieht sich selbst ganz klar als Teil der internationalen Piratenbewegung.
Wer Interesse daran hat, sich mit uns gemeinsam Gedanken über die Zukunft von Demokratie und Gesellschaft zu machen, der ist herzlich eingeladen uns einmal bei einem "Redma" (monatlicher Stammtisch) zu treffen. Die Termine für 2017 werden laufend auf unserer Facebookseite, aber auch in unserem Forum bekannt gegeben.

Die Generalversammlung der Tiroler Piraten bestätigte für die kommende Funktionsperiode das bereits bestehende Koordinationsteam mit Ruth Rath, Irene Labner und Wolfgang Samsinger.

Autorin: Irene L.

Freitag, 3. Juni 2016

10 Jahre Piraten - eine politische Reise um den gesamten Globus

Im Januar 2006 gründete Rick Falkvinge aus Protest gegen die Kriminalisierung des Internetfilesharings die erste Piratenpartei in Schweden. Bereits ein halbes Jahr später formierte sich eine zweite Piratenpartei in Österreich, wiederum zwei Monate später entstand die Piratenpartei Deutschlands.

Unter dem Dach der ebenfalls 2006 gegründeten Piraten Parteien International (PPI) versammelten sich im Laufe der folgenden Jahre immer mehr Piratenparteien, die rund um den Globus an einer gemeinsamen Zielsetzung arbeiteten: Stärkung der Bürgerrechte, Umsetzung von mehr direkter Demokratie, Reform des Urheber- und Patentrechts, Forderung nach mehr Transparenz, sowie freier Zugang zu Information und Wissen. Derzeit hat die PPI Mitglieder aus etwa 41 Ländern. In wievielen Ländern es darüber hinaus aktive Piratengruppen gibt, die an ihrem offiziellen Parteistatut arbeiten, wurde bislang nicht genau erfasst. Allerdings dürften es derzeit insgesamt zwischen 65 und 70 Länder sein, in welchen Piraten sich offen oder manchmal auch im Untergrund politisch engagieren.

Aufgrund der großen Wahlerfolge der deutschen Piraten Ende 2011 und Anfang 2012 nahmen viele Menschen an, dass Piratenparteien ein primär europäisches, wenn nicht gar deutsches Phänomen seien, das allerdings nach erstem Abflauen der deutschen Wahlerfolge keine große Zukunft vor sich hätte.
Tatsächlich aber sind Piraten auf allen Kontinenten zuhause. Sie fanden zu ihrer Entwicklung nur nirgends so günstige, politische Bedingungen vor wie in Europa. Das ist auch der Grund dafür, dass es in fast jedem Land Europas Piratenparteien gibt, ja mitunter sogar mehrere regionale Parteien. Die Wahlerfolge der Piraten differierten bislang sehr stark. In der Vergangenheit konnten vor allem die deutschen und tschechischen Piraten sehr gute Wahlergebnisse bei überregionalen Wahlen einfahren. Für kommenden Herbst wird außerdem ein Erdrutschsieg der Piraten in Island, die in Umfragen gut 40% erreichen, erwartet.

Nach dem politischen Umsturz in Tunesien 2010/2011 wurde ein tunesischer Pirat und Blogger namens Slim Amamou zum Staatssekretär der Übergangsregierung ernannt. Dennoch konnte die Partei in Tunesien erst 2012 ihre offizelle Zulassung erhalten. Die tunesischen Piraten sind die erste Piratenpartei Afrikas. In Form einer African Pirate Party engagieren sich derzeit Aktive in Tunesien, Marokko, Nigeria, Algerien, im Kongo, sowie in Südafrika. Weitere Piraten von der Elfenbeinküste sind politisch im Rahmen des losen Zusammenschlusses französischsprachiger Piraten aktiv: Parti Pirat Francophone.

Im Nahen Osten stellt die israelische Piratenpartei derzeit die einzig offiziell registrierte Piratenpartei dar, dennoch gibt es auch aktive Gruppen im Libanon und in der Türkei.

In Asien ist die Situation für die Piratenparteien besonders schwierig. Offiziell registrierte Piratenparteien gibt es lediglich in Japan und auf den Philippinen. Die Piraten Kasachstans und Südkoreas konnten sich bisher nicht offiziell als Parteien registrieren. Dasselbe gilt für die Piraten in Malaysien, Taiwan, Nepal und Indien. Die indischen Piraten treten derzeit lediglich in Form von Regionalwahllisten in der politischen Landschaft auf wie z.B. gerade aktuell in Kerala. Besonders traurig ist die Situation der chinesischen Piraten, denn diese haben momentan nur die Möglichkeit in Form eines Socal Media Accounts aufzutreten. Aufgrund der politischen Lage in China ist es für sie unmöglich, offen in ihrem Land in Erscheinung zu treten.
Viele Piratenparteien in Asien haben dasselbe Schicksal wie die russischen Piraten: sie dürfen sich nicht offiziell registrieren, weil die staatliche Obrigkeit keine Akzeptanz für die Namensgebung "Piratenpartei" hat und diese in einen terroristischen bzw. kriminellen Zusammenhang stellt.

Noch weiter im Osten finden wir die Piraten Neuseelands, sowie die Pirate Party of Australia, die sehr aktiv ist und auch schon bei nationalen Wahlen angetreten ist.

In Süd- und Nordamerika wurden die Piraten verhältnismäßig spät aktiv. Die Piratenpartei Brasiliens arbeitet derzeit gerade aktiv an ihrem offiziellen Zulassungsstatus. Nicht offiziell registrierte Piratengruppen gibt es derzeit in Argentinien, Chile, Peru, Kolumbien, Mexiko, Uruguay und Venezuela.
Die US-Piraten sind derzeit in 8 Bundesstaaten offiziell als Partei registriert. In Kanada stellen die Piraten eine landesweit anerkannte politische Partei.

Während manche Medien die Piraten in Europa schon im Sterben begriffen sehen, entstehen überall auf der Welt neue Piratengruppen. Die Piraten sind eine globale Bewegung und keine klassischen, nationalen Protestparteien. Sie sind eine Reaktion auf die Digitalisierung und sie suchen politische Antworten für zukünftige, politische Anforderungen des Internetzeitalters. Totgesagte leben länger!

Autorin: Irene Labner

Dienstag, 17. Mai 2016

NLP und Politik - eine brisante Verbindung

Neurolinguistisches Programmieren (NLP) ist primär eine Art Kommunikationsmodell, das helfen soll Schwellenängste zu reduzieren und innere Ressourcen zu stärken. In der Lernpsychologie und in Psychotherapien wird NLP immer im Hinblick auf ethische Standards eingesetzt.
Werden NLP-Techniken aber in Verkaufsgesprächen eingesetzt, so eröffnen sich manipulative Möglichkeiten für den Anwender gegenüber seinem Kunden.


Jörg Haider war wahrscheinlich der erste Politiker Österreichs, der ganz bewußt auf die Nutzung manipulativer NLP-Strategien im politischen Kontext gesetzt hat. 
Da ein Politiker sich fast immer an eine große Öffentlichkeit richtet, betritt er hier - gerüstet mit NLP-Kommunikationsstrategien - den Bereich der Massenpsychologie. 

NLP gibt es als Modell erst seit den 70er Jahren, die Techniken der Massenpsychologie sind allerdings bereits sehr, sehr alt. Viele Herrscher der Vergangenheit verstanden es die Klaviatur der Beeinflussung eines Volkes perfekt zu spielen.
Elias Canetti beschreibt 1960 in seinem großen Werk "Masse und Macht" die Charakterzüge der (Menschen)Masse:

Die Masse will immer wachsen.
Innerhalb der Masse herrscht Gleichheit.
Die Masse liebt Dichte.
Die Masse braucht eine Richtung.

NLP-Techniken sind nicht nur ein Werkzeug um einem Politiker im medialen Wahlkampfduell Vorteile zu verschaffen, sie sind auch werbepsychologisch betrachtet geeignet um große Gruppen an Menschen zu beeinflussen.
Wenn es allerdings gelingt die einzelnen NLP-Manöver aufzudecken, so sind oft auch die Argumente NLP-geschulter Politiker entzaubert.

Autorin: Irene L.

Donnerstag, 12. Mai 2016

Erst der Mensch, dann der Markt

Der 12.Mai 2016 ist Internationaler Tag der Pflege.
Der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverband definiert diesen Tag sogar als den "Tag der Pflegenden".

Jeder Mensch wünscht sich, dass er im Pflegefall würdig und mit großer fachlicher Kompetenz versorgt wird.
Daher sollten wir große Achtsamkeit auf die Arbeitsbedingungen der Pflegenden - sowohl der pflegenden Angehörige als auch des professionellen Pflegepersonals - richten.
Es darf nicht sein, dass Pflegeinstitutionen ihre Patienten nur mehr im Akkord und nach Minutentaktung betreuen, weil nur Effizienz und Einsparungspotential als oberste Devise gilt. Lohndumping im Pflegesektor ist absolut abzulehnen.

Die Piraten Partei Tirol hat sich daher in einer Abstimmung vor etwa zwei Monaten zu folgendem Positionspapier bekannt:

Positionen zum Thema "Pflegeberufe und Angehörigenpflege"

1) Die öffentliche Anerkennung der Pflegeberufe soll sich auch in adäquater Bezahlung niederschlagen.
Es braucht eine Erhöhung der Grundgehälter in der Pflege.


2) Die Tagsätze müssen für alle Pflegeeinrichtungen und Seniorenheime einheitlich sein.
Ebenso muss die Zulagenregelung (SEG-Zulagen: Schmutz-Erschwernis-Gefahrenzulagen) sowohl
im Bereich der Klinik, als auch in Bereich der Pflegeheime, vereinheitlicht werden.
Zudem sollen auch den Pflegenden außerhalb der Klinik ebenso Infektionszulagen gewährt werden.


3) Zulagen stellenhäufig einen nennenswerten Anteil der Einkommen dar. Sie müssen daher bei der Berechnung der Pensionen berücksichtigt werden.


4) Die "Mehrwertsstunden" (z.B. Arbeitsstunden in den Nachtstunden, sowie an Wochenenden und Feiertagen) sollen analog der Regelung an Kliniken abgegolten werden.


5) Bei der Einstufung der Pflegestufe eine Patienten soll der Einschätzung der Pflegenden mehr Gewicht beigemessen werden.
Im Zuge des Einstufungsprozederes sollte das Urteil der Pflegedienstleitung mindestens gleich stark gewichtet werden wie das des Arztes.


6) Im Bereich der Hauskrankenpflege sollten die Gehälter und Zulagen ebenfalls analog zum Bereich der Klinik bemessen werden.
Hauskrankenpflege sollte darüber hinaus möglichst mit sozialdienstlicher Begleitung einhergehen, soferne das Aufgabenprofil des Pflegenden
im Dienstvertrag nicht explizit Haushaltstätigkeiten umfasst.



Forderungen zum Thema "Pflegende Angehörige"

 
- Bessere Karenzregelungen für Angehörigenpflege
- Mehr Plätze für die Urlaubsbetreuung pflegebedürftiger Angehöriger
- Psychologische Begleitung

Montag, 25. April 2016

Ethereum - Die Welt in einer 'Blockchain' - Teil 4




Teil 4 - Piraten

"Von Angesicht zu Angesicht"

Die Verteilung der Blockchains erfolgt über sogenannte "Peer to Peer - Netze". Ein Computer (Node) verbindet sich mit einer Handvoll anderer. Diese sind wiederum mit weiteren Computern verbunden sind. So kann jeder Node im Netz von jedem anderen Daten empfangen oder sie bereitstellen. Jeder Node nimmt gleichberechtigt am Netz teil. Ein Beispiel für ein solches Netz ist Bittorrent. Die Nodes stellen Speicherplatz und Dateien beziehungsweise Teile von Dateien (die Torrents) zur Verfügung. Da die einzelnen Torrents auf vielen Nodes im Netz gespeichert sind stellt es kein Problem dar, wenn einer davon offline geht.
Ganz ohne Server kam Bittorrent allerdings nicht aus. Sogenannte "Tracker-Server" stellten in einem Verzeichnis die ID der Torrents sowie die Adressen wo diese zu finden sind, bereit. Der wohl bekannteste Tracker ist "The Pirate Bay kurz TBP".

"Zeitreise - Vergangenheit"

2006 beschlagnahmte die schwedische Polizei die Server von "The Pirate Bay". Da die Server ja nicht die Dateien selbst sondern lediglich eine Kopien des Torrentverzeichnisses enthielten erreichte die Beschlagnahme ihren Zweck nicht. 3 Tage später war TBP wieder online.
Der Polizeieinsatz löste allerdings einen weltweiten Proteststurm aus.
Rick Falkvinge gründete in Schweden die erste Piratenpartei. Die Piratenbewegung verbreitete sich in kurzer Zeit weltweit und schien anfänglich einen unaufhaltsamen Aufstieg hinzulegen.

Erklärt wurde dies mit einem "Hype". Allerdings muss man rückblickend feststellen, dass eine, außer für die TBP-Betreiber, mehr oder minder wirkungslose Polizeiaktion kaum Grund genug für das entstehen einer globalen Bewegung sein kann. Es steckt auch wesentlich mehr dahinter. Tatsächlich prallte hier erstmals die zentral hierarchisch organisierte Gesellschaft mit der Idee von Dezentralisierung aufeinander.

"Zeitreise - Gegenwart"

Das zentralistisch hierarchische Vertrauensgebäude bröckelt. Das Vertrauen in Staaten und Organisationen wie die EU schwindet. Als Folge davon erstarkt unter anderem der Nationalismus mit seiner Botschaft "nur wir <hier Nation einsetzen> können uns gegenseitig vertrauen". Das ist natürlich Unsinn. Nationen sind noch viel zu groß, um Vertrauen auf persönlicher Ebene herzustellen. Damit der Schwindel nicht sofort auffliegt müssen Nationalisten dafür sorgen, dass die Nation und ihre Regierung nicht in Zweifel gezogen werden darf. Nationalisten müssen autoritär agieren.

Die politischen Alternativen sind also wenig erfreulich. Am Schlusspunkt der Globalisierung steht eine notgedrungen undemokratische Weltregierung. Das Gegenmodell dazu sind Grenzen. Man begrenzt sich auf eine zunehmend autoritäre nationalstaatliche Ebene.

"Piraten"

Der kometenhafte Aufstieg der Piraten endete fast so abrupt wie er begonnen hatte. Tatsächlich konnten die Piraten zwar ziemlich vage die Eigenschaften beschreiben, die eine Gesellschaft ihrer Ansicht nach aufweisen sollte. Ihre Forderungen nach Bürgerrechten, Mitbestimmung, Transparenz, Privatsphäre und Informationsfreiheit konnte allerdings mühelos und nach Belieben von anderen Parteien aufgegriffen werden. Die Frage "Wofür stehen die Piraten" blieb letztlich unbeantwortet.
Die Frage ließ sich sich bisher auch gar nicht beantworten. Erst die Entwicklung von Ethereum zeigt, dass das, wofür die Piraten stehen möglich und vorstellbar ist:

Die Piraten stehen für die dezentralisierung der Gesellschaft.

Ihr zukünftiger Erfolg wird davon abhängen ob sie die daraus entstehenden Fragen plausibel beantworten können:
„Welche staatlichen Leistungen können in einer dezentralen Gesellschaft überhaupt noch gerechtfertigt werden?“ „Wie wird deren Finanzierung sichergestellt?“ Bitcoins oder Kryptowährungen sind ja unter anderem auch "Panama für alle".
Auch das Modell "repräsentative Demokratie" verliert seine Daseinsberechtigung, wenn es möglich ist, über das Netz verbindliche Entscheidungen zu treffen.

Hier ist parallel zur technischen Entwicklung einiges an gesellschaftlicher Entwicklung zu leisten. Wenn die Piraten dies nicht angehen, werden andere Gruppierungen dieses Feld besetzen.
Die Fragen werden sich in jedem Fall stellen. Blockchains sind der Bürokratie einer zentralen Ordnung bei weitem überlegen. Überlegene Technologie setzt sich durch. Konzerne haben das bereits erkannt. Microsoft engagiert sich bereits massiv in der Blockchain Technologie. Von der Politik ist, wenn dieses Thema unbesetzt bleibt, lediglich eine regulative Abwehrschlacht zu erwarten. Sie wird diese Schlacht verlieren.
Teil 1
Teil 2
Teil 3

Samstag, 23. April 2016

Ethereum - Die Welt in einer 'Blockchain' - Teil 3

Bildquelle: https://www.coindesk.com

Teil 3 - Ethereum 

"Showdown"

Wann immer Menschen miteinander handeln legt Vertrauen die Grenzen dieses Handels fest. Niemand kauft oder verkauft  wenn er nicht darauf vertraut, dass das Geschäft ordnungsgemäß abgewickelt wird. Kein Vertrauen bedeutet kein Geschäft und sobald dieses Vertrauen wie etwa im Familien und Freundeskreis nicht von vornherein vorhanden ist, muss es anderswie hergestellt werden.
In der Regel wird dies von dritter Seite gewährleistet. Banken, Zahlungsdienstleister, Treuhänder,  Anwälte, Notare, die Mittelsmänner in Geschäften ersetzen ansonsten fehlendes Vertrauen.
Sie lassen sich das auch gut bezahlen, aber was noch viel schwerer wiegt, sie müssen, um ihre Funktion zu erfüllen mit Macht ausgestattet werden. Die Vollmacht hat ihren Namen zu recht. Vielfach schließen sich Mittelsmänner zu Standesvertretungen zusammen die die Macht haben Mitglieder zu sanktionieren.
Vertrauen wir also über ein hierarchisches zentralistisches System bereitgestellt. Ein vorläufiges Ende findet die Hierarchiekette in den Staaten und dann supranationalen Zusammenschlüssen wie die Europäische Union. Jede einzelne Ebene verfügt über mehr Macht als die darunterliegenden. Wohin die Reise geht zeigt die Diskussion um die Schiedsgerichte rund um TTIP. Wenn Staaten und Supranationale Organisationen sich nicht ausreichend vertrauen um Handel zu ermöglichen entsteht in diesem System die Notwendigkeit eine weitere übergeordnete Ebene eben die Schiedsgerichte zu schaffen. Das eigentliche Problem dabei ist nicht, dass Konzerne Staaten verklagen können, sondern dass Einrichtungen geschaffen werden (müssen), die Mächtiger als die Staaten aber auch die Konzerne sind. Gleichzeitig nehmen mit jeder Hierarchieebene demokratische Kontrollmöglichkeiten ab.

"Wir sind 100%"

Wie bereits im vorigen Teil am Beispiel Bitcoin gezeigt, sind Blockchains in der Lage Vertrauen mittels voller Transparenz dezentral zu gewährleisten. Vertrauen ist die Deckung der Währung Bitcoin.
2013 beschrieb der heute 21-jährige Vitalik Buterin die Grundzüge von Ethereum.
Bitcoins, oder besser gesagt Blockchains sollten programmierbar und damit universell werden. Das Crowdfunding-Projekt zur Umsetzung erzielte  18 Mio. Dollar und reiht sich damit unter die 5 erfolgreichsten aller Zeiten ein.
Heute, drei Jahre später, ist die Entwicklung so weit fortgeschritten dass man annehmen kann, dass die Idee auch tatsächlich realisiert werden kann.
Universell bedeutet, nicht nur der Besitz von Geld, sondern der Besitz jedes beliebigen Wertes dokumentiert und damit beweisbar gemacht werden kann. Aber Ethereum geht noch einen Schritt weiter. Die Programmierbarkeit ermöglicht sogenannte "Smart Contracts". Vereinbarungen und Verträge werden als Computerprotokoll abgebildet und führen sich teilweise auch selbsttätig aus.
Ein Smart Contract für einen Onlineverkauf könnte etwa beinhalten, dass die Bezahlung in dem Moment ausgelöst wird, in dem die Sendung den Status  zugestellt wechselt.


"Zeitreise – Zukunft"

Für Familie, nennen wir sie einfach Bitsons, ist heute ein glücklicher Tag.
Bildquelle: https://pixabay.com
Ihre Tochter Ylvi hat gerade das Licht der Welt erblickt. Der Familie steht eine aufregende, aber auch anstrengende Zeit bevor. Da ist es eine Erleichterung, dass der gesamte "Bürokratiekram" bereits unmittelbar nach der Entbindung erledigt werden konnte. Das Krankenhaus übermittelt den genauen Geburtszeitpunkt und den Hashwert eines eindeutigen biometrischen Profils an die, von den Eltern vorab für die Neugeborene, erstellte digitalen Brieftasche. Ihre Tochter ist damit auch in der Blockchain geboren. Die Bestätigung löst automatisch die Auszahlung des bedingungslosen Grundeinkommens für die neue Erdenbürgerin aus. Die Eltern bleiben längstens bis zur Erreichung der Geschäftsfähigkeit über die digitale Brieftasche ihrer Tochter verfügungsberechtigt. Sie werden mit dem Geld ihres Kindes jedoch verantwortungsvoll umgehen, da jede Transaktion gespeichert und auch im Nachhinein einsehbar bleibt. Ebenso automatisiert wird in späteren Jahren die Berechtigung zur Teilnahme an Abstimmungen aktiviert. Im Laufe der Jahre füllt sich die digitale Brieftasche von Ylvi, neben dem eigenen Vermögen  auch mit Bildungsabschlüssen, erworbenen Rechten, kurz mit allem was beweisbar bleiben muss. Vielleicht ist der Ausdruck digitale Brieftasche irreführend. Tatsächlich sind sämtliche Daten natürlich verschlüsselt in der Blockchain gespeichert. Die digitale Brieftasche ist in Wirklichkeit das Programm das es erlaubt die Teile der Blockchain die die eigenen  Daten enthalten, zu entschlüsseln und darüber zu verfügen. Ylvi erhält und behält also ab dem  Zeitpunkt an dem die Verfügungsberechtigung der Eltern automatisiert gelöscht wurde, die alleinige Kontrolle über ihre Daten.


Natürlich ist das jetzt noch Sciencefiction. Der Realisierung stehen aber weniger technische Hindernisse entgegen. Viel schwerwiegender sind vermutlich zu erwartende gesellschaftliche Widerstände.

Aber darum geht es im nächsten und diesmal hoffentlich wirklich letzten Teil.

Dienstag, 19. April 2016

Ethereum - Die Welt in einer 'Blockchain' - Teil 2


Teil 2 - Bitcoin


"Jemand muss bezahlen"

Disruptive Technologien sind ziemlich heimtückisch. Sie beginnen sich unterhalb der Wahrnehmungsschwelle auszubreiten um am Ende möglicherweise bestehende Produkte oder Dienstleistung vollständig zu verdrängen. Das gab es schon immer. Ein schönes Beispiel ist die Digitalfotografie, die die klassische Kleinbild-Fotografie vollständig ersetzt, und damit den seinerzeitigen Marktriesen Kodak aus dem Geschäft gefegt hat. Jetzt gibt es halt einen Namen dafür. Blockchains sind eine solche disruptive Technologie. Der Wert der im Umlauf befindlichen Bitcoins beträgt nicht ganz 6 Mrd. Euro, das sind knapp weniger als 10 % des aktuellen Notenumlaufs in Schweizer Franken. Dabei sind Bitcoins nicht einmal die einzige Währung dieser Art. Sie haben sich also als Zahlungsmittel etabliert. Dennoch ist nicht zu erwarten, dass Bitcoins oder eine andere Blockchain-basierte Währung alle Zahlungsdienstleister ersetzen werden. Diese sind nämlich gar nicht das eigentliche Ziel.

 "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann"

Jedes mal, wenn wir eine bargeldlose Zahlung durchführen bedienen wir uns eines Dienstleisters. Ob das jetzt eine Bank, Paypal, oder eine Kreditkartenfirma ist ist hier belanglos. Gemeinsam ist, dass wir diesem Dienstleister die volle Verfügungsgewalt über unser Geld einräumen. Da das Böse bekanntlich immer und überall lauert sind diese daher gezwungen Sicherungsvorkehrungen zu treffen: Jemand muss sich darum kümmern, dass sich niemand von außerhalb unbefugt Zugriff auf unser Geld verschafft, Kontrollen im Inneren sind nötig um unser Geld vor den Angestellten zu schützen und schließlich muss auch noch der Staat sicherstellen, dass sich kein betrügerischer Zahlungsdienstleister an uns bereichert. Und diesen Kontroll- und Sicherungsaufwand zahlen wir als Kunde in Form von Gebühren und als Bürger in Form von Steuern mit. Währungen die auf Blockchains aufbauen ersparen sich das. Hier hat nur derjenige Zugriff, dem das Geld auch tatsächlich gehört. Wenn eine Zahlung getätigt werden soll wird das im Netz bekannt gegeben, und nachdem die Transaktion bestätigt ist, ist sie in der Blockchain verzeichnet. Das war es. Der Wegfall des gesamten Kontrollapparates macht Bitcoinzahlungen gegenüber herkömmlichen Überweisungen unschlagbar billig. Allgemein gesprochen ersetzen Blockchains zentrale Systeme durch dezentrale. Während zentrale Systeme auch einen zentralen Angriffspunkt liefern, der entsprechend geschützt werden muss, fällt dieser bei einem dezentralen System automatisch weg.


 "Niemand, der schwarze Mann kommt nicht mehr"

Ohne einen tiefen Blick in die Glaskugel zu werfen erscheint folgendes Szenario vorstellbar. Blockchain-Währungen gewinnen zunehmend Bedeutung im Zahlungsverkehr. Der Kostendruck auf Zahlungsdienstleister steigt. Gerade Banken, die auch andere Geschäftsfelder bedienen werden sich überlegen ihr Zahlungssystem ebenfalls auf Blockchain-Basis durchzuführen. Sobald das passiert ist es aber um den Kontrollapparat geschehen. Er wird einfach nicht mehr benötigt. Blockchains haben damit ihr disruptives Werk vollendet.

 Was wäre aber, wenn Blockchains sich nicht nur im Zahlungsverkehr breit machen? Das steht im dritten Teil
Teil 1
Teil 3
Teil 4

Sonntag, 17. April 2016

Ethereum - Die Welt in einer 'Blockchain' - Teil 1

Bildquelle:https://www.youtube.com/channel/UC2zjki3bJIaXmgV_LBQ2jTg

Teil 1 - Blockchain 

"digitale Revolution 2.0"

Bitcoins kennen, zumindest dem Namen nach schon viele.
Die dahinterstehende Technologie, Blockchains, erfreuen sich schon deutlich geringerer Aufmerksamkeit. Dabei haben sie das Potential die Welt noch gravierender zu verändern, als es das Internet bisher getan hat. Grund genug sich das Thema einmal näher anzusehen. Eine Blockchain ist erst einmal ganz unspektakulär eine Datenbank, also eine strukturierte Sammlung von Informationen. Man kann sich das wie einen Stapel durchnummerierter Visitenkarten vorstellen, wo auf jeder Visitenkarte auch noch die Nummer der vorhergehenden notiert wird. Jede einzelne Visitenkarte ist ein Block, das ganze eine Blockchain. Im Falle von Bitcoin stehen in den Blöcken natürlich keine Namen und Adressen sondern eine Liste von Überweisungen, Transaktionen genannt. In der Bitcoin-Blockchain sind also alle Überweisungen minutiös verzeichnet, die jemals getätigt wurden.

"auf dem Präsentierteller"

Bildquelle: https://pixabay.com/
 Wer diese Blockchain in die Finger bekommt, kennt damit sämtliche Bitcoin-Kontostände. Er kann nachsehen wer wem wie viel und wann überwiesen hat. Im "echten" Leben müsste man um an solche Informationen zu kommen nicht nur einen, sondern gleich alle Bankcomputer hacken. Überraschenderweise wird die Bitcoin-Blockchain aber nicht in einer Hochsicherheitseinrichtung unzugänglich für die Augen der Welt aufbewahrt, nein, jeder der den Bitcoin-Client, die "Bankensoftware", herunterlädt und startet bekommt auch eine Kopie der ganzen Blockchain geliefert. Sogar ganz ohne Bitcoin-Client kann man z.B. auf https://blockchain.info Transaktionen live verfolgen. Wenn man eine Bitcoin-Adresse kennt, kann man dort auch nachsehen wie viele Bitcoins auf dieser Adresse gebunkert sind.
In der Regel wird das allerdings schnell langweilig. Die Information wem welche Bitcoin-Adresse gehört fehlt nämlich. Noch dazu kann jeder beliebig viele solcher Adressen anlegen. Die Idee eine Liste der Bitcoin-Millionäre zu veröffentlichen ist damit auch schon wieder gestorben.

"Kettenreaktion"

 Aber zurück zur Blockchain. So einfach unser Visitenkartenmodell war, es hat einen Haken. Man kann in diesem Modell Visitenkarten ändern oder gleich ganz austauschen, ohne dass das sofort auffällt. Um das zu verhindern werden die einzelnen Blöcke nicht einfach nur durchnummeriert. Jeder Block erhält eine ID, den Hash-wert, der sich aus seinem Inhalt berechnet. Solange der Block unverändert ist führt die Rechnung auch immer zum gleichen Ergebnis. Aber wehe, wenn auch nur ein Punkt am Inhalt geändert wird, schon spuckt die Rechnung sofort ein komplett anderes Ergebnis aus. Da das ursprüngliche Ergebnis aber bereits im darauffolgenden Block festgehalten ist passt der manipulierte Block ums verrecken nicht mehr in die bestehende Kette. Wenn also der letzte Block der Kette gültig ist, hat man auch die Gewissheit, dass alle davor gültig sind. Ohne jetzt noch weiter in die Tiefe zu gehen lässt sich zusammenfassen, dass eine Blockchain eine
manipulationssichere Datenbank ist, von der zahllose identische Kopien im gesamten Netz gespeichert sind.

 Revolutionen verändern Machtverhältnisse. Im nächsten Teil geht es darum, an wessen Stuhl die Blockchains sägen.
Teil 2
Teil 3
Teil 4

Mittwoch, 13. April 2016

In Memoriam

Lieber Daniel!

Dein unerwarteter, plötzlicher Tod hat uns tief betroffen gemacht.

Mit deinem fröhlichen und hilfsbereiten Wesen hast du unsere Gemeinschaft sehr bereichert.
Dein sprühender Erfindergeist und Ideenreichtum sind einzigartig, und wir erinnern uns auch jetzt noch gerne an deine tollen Konstruktionen und Skizzen.
Wir durften dich als sehr verlässlichen und detailgenauen Kollegen kennenlernen, und wir bedanken uns für all dein unermüdliches Engagement in der Piraten Partei Tirols, wo du unter anderem als Schatzmeisterstellvertreter sehr geschätzt wurdest.
Du hattest viele visionäre Vorschläge zur Optimierung der städtischen Infrastrukturen, sowie für eine bürgernahe Politik der "direkten Basisdemokratie", wie du es nanntest.

Wir werden dich sehr vermissen, Daniel.
Im Namen aller deiner Freunde in der Piraten Partei Tirol.

Dienstag, 15. März 2016

Der Chip unter der Haut...von der Verschwörungstheorie zur Realität?

Im Augenblick ist gerade die Digital Business Messe "CeBIT 2016" in Hannover in vollem Gange.
Auf diesem mehrtägigen Event präsentieren unzählige Technologieproduzenten und Softwareanbieter ihre neuesten Produkte.
Neben den neuesten Robotermodellen und Produkten aus dem 3D-Drucker wird heuer auch die Chiptechnologie der Firma Digiwell vorgestellt. Es handelt sich dabei um Funk-Chips, die unter die Haut implantiert werden um zum Beispiel einen sicherern Identitätsnachweis oder sichere Zahlungsweisen zu ermöglichen.

Bereits vor einem Jahr sorgte eine schwedische Firma für Aufsehen, deren Mitarbeiter sich Chips unter die Haut pflanzen lassen um z.B. Schließmechanismen in Sicherheitsbereichen öffnen zu können.
Solche RFID-Chips sind an sich ein alter Hut - bereits Anfang der 2000er Jahre wurden solche Transponderchips (VeriChips) in den USA zur Implantation am Menschen zugelassen. Auch Privatpersonen liessen sich solche Chips einsetzen damit im Falle gesundheitlicher Notfälle jederzeit eine Ortung des Patienten und eine Auslesung seiner Gesundheitsdaten möglich ist.

Neu ist allerdings, dass die Hersteller solcher Chips diese Technologie nun an die breite Masse anbringen möchten.
Die CeBIT in Hannover ist eine der größten Plattformen zur Vorstellung neuer Technologietrends - vieles, was dort einst vorgestellt wurde ist heute nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Bedenkt man nun, dass es in Europa heute unmöglich ist, sich einen Reisepass ausstellen zu lassen ohne dabei seinen Fingerabdruck zu registrieren, so ist es wohl auch nur mehr eine Frage von wenigen Jahren bis wir statt dem Reisepass einen RFID-Chip unter der Haut als Identitätsnachweis tragen.
Keine Frage - die Hersteller werden uns natürlich die vermeintlichen Vorzüge durchaus schmackhaft machen, denn wir können dann sicher und bargeldlos bezahlen, wir verlieren nie wieder unseren Ausweis oder unsere Geldbörse und man kann seine Gesundheitsdaten und viele andere praktische Gadgets auf dem Chip abspeichern.

Der Digiwell Firmenvertreter Patrick Kramer meint: «Der Mensch wird irgendwann Bestandteil des Internets werden - wir sind schon auf dem Weg dahin.»

Ehrlich gesagt: Ich möchte lieber nur Nutzerin des Internets sein, ich möchte nicht organischer Bestandteil des Netzes sein. Ich möchte auch weiterhin die freie Wahl haben, wann ich mich aus dem Internet ausklinke. Ich möchte in der Lage sein meinen Reisepass, meinen Schlüsselbund, mein Smartphone und meine Krankenakte auch einfach mal wegzulegen. Ich möchte manchmal auch einfach nur mal ICH sein und nicht ein wandelnder Bankaccount. Ich habe wirklich ernste Bedenken, wohin uns diese Technologie führt und, ob sie nicht eines Tages mehr zu unserem Schaden als zu unserem Vorteil dient.

Autorin: Irene Labner
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Cebit 2016: Technik, die unter die Haut geht und scheue Roboter - weiter lesen auf Augsburger-Allgemeine: http://www.augsburger-allgemeine.de/digital/Cebit-2016-Technik-die-unter-die-Haut-geht-und-scheue-Roboter-id37216747.html

Montag, 11. Januar 2016

Sexuelle Übergriffe: Bewußtwerdung und Scheinheiligkeit

Köln und nichts ist mehr, wie es war...oder doch?

Seit in Köln und anderen Städten zu Sylvester mehrere größere Gruppen an Männern Menschen beiderlei Geschlechts ausgeraubt haben und dabei vor allem den Frauen gegenüber sexuell übergriffig wurden, da ist das Thema "Sexuelle Gewalt" bzw. "Sexuelle Belästigung" in aller Munde.
Die Medien überschlagen sich schier mit immer neuen Fallberichten zu sexuellen Übergriffigkeiten, doch was allen aktuellen Berichten gemeinsam ist, das ist der Fokus auf die Täter mit Migrationshintergrund.
Viele Menschen, vor allem Männer, sind nun sehr entsetzt und vermuten nun den Hauptteil der Sextäter primär in den Reihen der Zuwanderer. Sie erkennen nicht, dass sie hier einer medialen Verzerrung aufsitzen. Sie sehen nicht, dass tagtäglich auch deutsche und österreichische Männer Frauen gegenüber sexuelle Gewalt anwenden, weil diese Fälle gerade nicht in den Medien präsent sind.

Die derzeitige Siuation ist sehr verwirrend. Auf der einen Seite ist es begrüßenswert, dass sexuelle Nötigung endlich in der Öffentlichkeit diskutiert und dadurch enttabuisiert wird. Andrerseits  ist es etwas schockierend, wie stark derzeit der Blick von einheimischen Tätern abgewendet wird.
Am ärgerlichsten ist, dass gerade jene Politiker, die vor wenigen Monaten noch verhindern wollten, dass das "Pograpschen" als strafbare Handlung deklariert wird, nun am lautesten herumbrüllen, dass man die sexuelle Belästigung von Frauen unterbinden muss. Das ist scheinheilig.

Viele Frauen wurden und werden innerhalb und außerhalb ihrer persönlichen Beziehungen Opfer von sexueller Gewalt im Sinne eines schweren Übergriffes. Und FAST JEDE Frau wurde zumindest einmal oder mehrmals Opfer von sexueller Belästigung. Viele der Frauen sprechen nicht darüber und gehen damit erst recht nicht zur Polizei um den Vorfall anzuzeigen.
Wir Frauen kennen die Gesichter der sexuelle Belästigung: die Grapscher an den Po, die im Alkoholdunst aufgedrückten Küsse und Umarmungen auf Parties, das vermeintlich zufällige Berühren der Brust, anzügliches Anbaggern an der Bushaltestelle...die Tatorte sind oft die Arbeitsstelle, die Partylocation, Gasthäuser und Bars, Bushaltestellen, Zeltfeste, uvm.
Wenn man dann sagt, das man diese Annäherungen nicht möchte, dann folgen nicht selten Herabwürdigungen: "Jetzt hab dich nicht so!" "Bist wohl frigide?" "Das war doch nichts."

Als Mensch mit Menstruationshintergrund weiß ich, dass es nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund sind, die sexuell übergriffig werden.
Sexuelle Grenzüberschreitungen jeglicher Art müssen juristisch geahndet werden, egal ob sie durch Migranten oder einheimische Menschen getätigt werden. Im übrigen finde ich es auch nicht in Ordnung, wenn Frauen Männern einfach ungefragt an den Po greifen.

Autorin: Irene Labner
Bildquelle: http://polizeireporter.westreporter.net/wp-content/uploads/2013/06/grapsch.jpg

Mittwoch, 6. Januar 2016

Freies Internet für alle - Information für alle!


Der Zugang zu unzensurierter Information darf keine Frage des Einkommens sein. Netzneutralität muss für alle Menschen gelten, sowohl für Arme als auch für Reiche.

In Indien gibt es derzeit eine große Debatte zu Facebooks "Free Basics"-Kampagne. Das Social Media Unternehmen gewährt damit allen Indern einen kostenlosen Internetzugang, allerdings ist dieser eingeschränkt auf Facebook und einige wenige Zusatzfunktionen wie z.B. Wetterdienste. Netzneutralitätsaktivisten kritisieren diesen eingeschränkten Internetzugang als "Internet für Arme" und bemängeln die fehlende Zugriffsmöglichkeit auf weitere Internetinhalte.
Ägypten nützt bereits sein geraumer Zeit das "Free Basics"-Angebot, hat nun aber angekündigt das Angebot nicht zu verlängern, obwohl es bereits von 3 Millionen Ägyptern verwendet wird.
Hier entsteht ein Dilemma, denn die Ärmsten der Armen haben dann nicht einmal mehr Zugang zur kostenlosen Facebook-Kampagne und werden von jeglichem Internetzugang oft ausgesperrt.
Staatliche Kontrolle des Internets trifft hier auf Internetkontrolle durch Konzerne.

Aus Sicht der Piraten sollte das Internet kostenlos für alle Menschen zur Verfügung gestellt werden. Wir unterstützen daher jede Initiative, die Netzaktivisten in Sachen Freifunk und freies Wlan unternehmen. Information ist ein Gut, das allen Menschen zusteht.

Autorin: Irene Labner