Montag, 26. Dezember 2016

Der verschwundene Hund und das Orwell´sche Wahrheitsministerium

Vor wenigen Tagen hätte eine Twitter-Falschmeldung fast einen ernsten, militärischen Konflikt zwischen den Atommächten Israel und Pakistan verursacht:
"Das jüngste Beispiel von "Fake-News", also gefälschten Nachrichten, führt auf explosives Terrain: Weil Pakistans Verteidigungsminister Khawaja Asif sich von einem erfundenen Bericht angegriffen fühlt, droht er Israel indirekt mit der atomaren Auslöschung." 
(Zitat t-online)

Im Internet kursierende Fake-News sind derzeit das Aufregerthema schlechthin. Nun sorgten sie erstmals für einen weltpolitischen Zwischenfall. Das Problem sind allerdings nicht die Falschmeldungen an sich, sondern die mangelhafte Prüfung von Quellen und Fakten. Und das ist beileibe nicht neu...es ist ein Problem, das die Menschheit wohl schon lange begleitet.

Am 26. September 1983 ist die Welt, wie schon einige Male zuvor während des Kalten Krieges, knapp an einem Atomkrieg vorbeigeschrammt.
"Damals gab es in der Kommandozentrale der sowjetischen Satellitenüberwachung den Alarm, zahlreiche US-Atomraketen befänden sich im Anflug. Der leitende Offizier Stanislaw Petrow hatte die Nerven, seinem Radargerät zu vertrauen, das nichts davon bestätigte. Erst später wurde klar, dass es sich um eine seltene astrale Konstellation gehandelt hatte. Sonnenstrahlen erzeugten in den Satellitensensoren Spiegelungen, die wie Raketenstarts aussahen."

Falschmeldungen können tatsächlich Kriege verursachen.
pic: eco-communications.net
Während meines Studiums belegte ich eine Vorlesung von Professor Wulf Schievenhoevel. Unser Professor berichtete oft von seinen Forschungsexpeditionen nach Papua Neuguinea. Er erzählte, dass es dort unter den Ureinwohnern immer wieder zu Stammesfehden kam, die oftmals sehr blutig endeten. Einmal entsponn sich ein tagelanger Krieg, weil die Stammesmitglieder des einen Clans die Angehörigen des Nachbarclans beschuldigten, dass sie einen Hund gestohlen hätten. Nachdem der Kampf viele Opfer forderte und die Kampfhandlungen eingestellt waren, tauchte wenig später auch der gestohlen geglaubte Hund wieder auf. Er war wohl einfach nur für eine Weile im Dschungel verschwunden gewesen.

Diese Geschichte ermahnt mich angesichts der derzeitigen Diskussionen rund um Fake-News immer daran, dass man nur mit Besonnenheit zu einer Lösung gelangen kann.
Nachdem der us-amerikanische Wahlkampf stark von Internetfalschmeldungen, die in sozialen Netzwerken und von Journalisten multipliziert wurden, beeinflusst wurde, haben nun auch die europäische Politik und einige Social Media Konzerne reagiert.
Das deutsche Innenministerium fordert etwa eine eigene Abwehrzentrale gegen Fakenews. Und Facebook-Chef Mark Zuckerberg kündigte an, dass die Plattform Falschmeldungen künftig kennzeichnen und ihre Reichweite reduzieren wolle.

Was passiert da gerade?
In meinen Augen steuern wir geradewegs in die Beschränkung der Medien- und Meinungsfreiheit.
George Orwell zeichnete in seinem Roman "1984" düstere Prognosen. Inzwischen müssen wir befürchten, dass uns Zensur und Bespitzelung nicht mal mehr heimlich nur durch die Hintertüre, sondern sogar beim Vordereingang hereingeliefert wird.
Meldungen, die zensuriert und entfernt werden, sind ja letztlich nicht mehr für eine Überprüfung greifbar. Satire würde wahrscheinlich ebenfalls entfernt, was an Meinungsdiktatur á la Erdogan erinnert.

Kommt bald das Orwell´sche Wahrheitsministerium?
Und, was geschieht dann in unseren Köpfen? Heizt Zensur Verschwörungstheorien nicht erst recht an? Immerhin ist der Hund ja trotzdem bis auf weiteres verschwunden.

Autorin: Irene Labner

Sonntag, 18. Dezember 2016

Realität, Satire oder Falschnachricht? Über die Gefahr der Zensur.

Realität, Satire oder Falschnachricht?
Das ist heutzutage gar nicht mehr so einfach auseinander zu halten. Nach dem turbulenten Präsidentschaftswahlkampf in den USA ist in vielen Ländern eine heftige Debatte darüber ausgebrochen, wie man künftig mit Fake-News umgehen soll.

In einem ersten Schritt hat Facebook angekündigt, dass man Fake-News künftig melden könne, und die geteilten Informationen sollten dann als "falsch" gekennzeichnet und in ihrer Reichweite gedrosselt werden. Natürlich steht einem privaten Unernehmen dieser Schritt zu, doch was kommt als nächstes? Werden Internetprovider vielleicht in absehbarer Zeit Webseiten sperren, die von staatlichen Stellen oder Interessensgemeinschaften als Fake-News gebrandmarkt werden?

Das Problem von Zensur ist nebst einer Beschneidung der Informationsfreiheit ja jener, dass ich Inhalte, die nicht zugänglich sind, auch nicht mehr auf ihre Wahrheit oder Unwahrheit prüfen kann. Sie sind einfach weg.
Im wissenschaftlichen Diskurs wäre das undenkbar, denn durch Widerlegung von Gegentheorien lassen sich gängige Paradigmen überhaupt erst absichern und festigen.

Linktipps:
http://www.der-postillon.com/2016/12/erdogan-fake-news.html
https://netzpolitik.org/2016/facebook-ergreift-massnahmen-gegen-fake-news-in-den-usa/

Samstag, 3. Dezember 2016

Generalversammlung der Piraten Partei Tirol 2016


Heute fand die alljährliche Generalversammlung der Piraten Partei Tirol in Innsbruck statt. In lockerer Athmosphäre und bei gutem Essen in Franky´s Imbiss erörterten wir die aktuelle Situation der Piraten im regionalen, aber auch im internationalen Kontext.

Unser Koordinationsmitglied Wolfgang hielt fest, daß der kleine Kosmos der Piraten ein Abbild der großen Veränderungen der Demokratie im Allgemeinen ist. Tradierte staatliche Strukturen stoßen an ihre Grenzen, parallel dazu entwickeln sich immer mehr dezentrale, selbstorganisierte Strukturen. Es ist Aufgabe der Piraten sich mit diesen neuen Entwicklungen auseinander zu setzen um Strategien für eine Demokratie der Zukunft zu entwickeln. Dezentralisierung heißt, daß es nötig ist "Macht" zu hinterfragen und neue Wege gesellschaftlicher Organisation zu finden.

Die Piraten sind 2006 entstanden, als mächtige Medien- und Verlagshäuser alles daran setzten um Filesharing zu kriminalisieren und abzuschaffen.
Fakt ist: Filesharing gibt es noch immer. Dezentralisierte Strukturen lassen sich nicht mehr aus dieser Gesellschaft eliminieren - im Gegenteil: man begegnet Dezentralisierung immer öfter, so z.B. auch in der Blockchaintechnologie und bei Cryptowährungen.

Die Piraten Partei Tirol sieht sich selbst ganz klar als Teil der internationalen Piratenbewegung.
Wer Interesse daran hat, sich mit uns gemeinsam Gedanken über die Zukunft von Demokratie und Gesellschaft zu machen, der ist herzlich eingeladen uns einmal bei einem "Redma" (monatlicher Stammtisch) zu treffen. Die Termine für 2017 werden laufend auf unserer Facebookseite, aber auch in unserem Forum bekannt gegeben.

Die Generalversammlung der Tiroler Piraten bestätigte für die kommende Funktionsperiode das bereits bestehende Koordinationsteam mit Ruth Rath, Irene Labner und Wolfgang Samsinger.

Autorin: Irene L.